Die Arbeit der Stadträtinnen und Stadträte in Zeiten von Corona
Die Arbeit der Stadträtinnen und Stadträte in Zeiten von Corona-Pandemie hat sich verändert. Statt Sitzungen der Ausschüsse nun Telefon- und Videokonferenzen und ja, manche Vorlage rutscht jetzt nach hinten und Entscheidungen werden um einige Wochen oder vielleicht auch um einige Monate vertagt. Und nochmals ja, denn es geht um nichts weniger als darum, unser Gesundheitssystem leistungsfähig zu halten, dass alle Menschen in Stuttgart die notwendige medizinische Versorgung erhalten, die sie brauchen, ob sie wegen der neuen und unerwarteten Pandemie Corona oder wegen anderen Krankheiten darauf angewiesen sind.
Um dies zu gewährleisten müssen wir alle zusammenhalten und alles tun, damit die Ausbreitung des Virus sich verlangsamt, denn nur dann reichen die Kapazitäten im Gesundheitssystem aus. Wir sind gut aufgestellt in Stuttgart - aber auch unsere Leistungsfähigkeit hat Grenzen. Täglich erreichen uns Bilder aus der ganzen Welt von überfüllten Krankenhäusern und Menschen, die nicht versorgt und gerettet werden können, und es ist nicht abzusehen, wann die Neuinfizierungen weltweit gestoppt werden können. Alle warten und hoffen wir auf wirksame Mittel zur Behandlung und auf einen Impfstoff. Bis diese verfügbar sind kommt es darauf an, jede einzelne Infizierung zu vermeiden, in Stuttgart, in Baden-Württemberg, in Deutschland, in Europa und auf der ganzen Welt. Umso wichtiger ist jetzt Solidarität und Achtsamkeit für uns und unsere Nächsten.
Der uns selbst in dieser Not verordnete und richtige Shutdown hat Auswirkungen auf die Gesellschaft, auf die Wirtschaft und auf jeden einzelnen von uns und unsere Stadt und wir alle werden uns in diesen Wochen verändern. Die Politik muss jetzt handeln damit niemand außen vor bleibt, nicht in der Versorgung der Gesundheit aber auch nicht in der Isolation landet oder in wirtschaftliche Existenznot kommt. Das Virus trotzt vielen Menschen Enormes ab.
All die, die im Gesundheitssystem arbeiten, geben alles und stehen an der Front. Mein Neffe als junger Arzt arbeitet jetzt in einer Corona-Station. Zuhause hält er Distanz zu seinen Eltern und lebt in diesem Spagat, sich und seine Familie zu schützen und in der Klinik zu arbeiten. Gut, dass es bei uns jetzt die Initiative gibt, dass die MitarbeiterInnen in den Kliniken in den umliegenden Hotels wohnen können, wenn im häuslichen Umfeld Mitbewohner in der Wohnung sind, die ein höheres Risiko haben.
All diejenigen, die im Lebensmittelhandel an den Kassenbändern - von Tag zu Tag mehr hinter Schutzglas versteckt und unter wichtigen Vorsichtsmaßnahmen arbeiten, sie sind meine Held*innen des Alltags, wenn ich einkaufen gehe und in freundliche Gesichter blicke, die mir in meinen Läden ach so vertraut sind.
Wir werden all denen, die jetzt in der Pflege, im Gesundheitssystem, Im Transportwesen, im ÖPNV und im Handel arbeiten, zukünftig mit einem anderen Bewusstsein begegnen. Und manche Eltern werden die Lehrer*innen ihrer Kinder, die jetzt neue Wege im Online-Unterricht gehen, unter einem neuen Blickwinkel sehen. Jetzt erkennen wir die Systemrelevanz all dieser Berufsgruppen neu und bewusster. Wir sollten uns dies in der Zeit nach Corona bewahren, wie vielleicht so viele Dinge, die uns jetzt erfreuen und berühren in einer Zeit, wo wir auf manches verzichten müssen. Auf Besuche innerhalb der Familie oder im engsten Freundeskreis. Auf das sich in den Arm nehmen können. Auf Veranstaltungen und gemeinsame Hobbies, auf die Chorprobe oder den Tanzabend oder oder. Dies alles werden wir wieder bewusster erleben und genießen können im Wissen, dass alles, was bis jetzt so selbstverständlich war, in Frage gestellt werden kann von einer Macht, die unsichtbar, aber gleichzeitig so unbeherrschbar, ist wie dieses Virus. Jetzt ist es so wichtig, gemeinsam in dieser Krise die richtigen Prioritäten zu setzen und dass wir alle alles geben, um die Auswirkungen dieses Virus so klein wie irgend möglich zu halten. Dafür arbeiten seit einigen Wochen Politik und Verwaltung in Stuttgart, im Land und im Bund eng und transparent zusammen. Die Zeit der Solidarität und Hilfsbereitschaft ist jetzt so gefragt wie noch nie. Leisten wir alle unseren Beitrag.
Andreas Winter